LEHRPFAD

1. I Palèzz (die Häuser der Auswanderer)
2. La Gésgia (die Pfarrkirche)
3. El Furn (der Backhofen)
4. El Törc (die Weinpresse)
5. C’a du Magnan (das älteste Haus )
6. La Gesgína (der Dorfplatz)

7. El Caslètt (die Ställe)
8. I Mund (der Weinberg)
9. IGra (die Gra)
10. I Crèst (der Kastanienwald)
11. El Mulígn (die Mühle)
12. El Pózz (das Waschhaus)

1. I Palèzz (Die Häuser der Auswanderer)
Es handelt sich um vier aneinander gereihte Häuser, die als einheitliches Projekt über eine Zeitspanne von 37 Jahren (1868-1905) erbaut wurden.

Sie wurden auf den “Campi della Terra” errichtet, einem Grundstück der Gemeinde, das 1867 mit dem Zweck, darauf diese Wohnhäuser zu errichten, an eine Privatperson verkauft wurde. Durch die grossartige Aussicht und die optimale Ausrichtung nach Süden, der Sonne entgegen, bietet es eine ideale und privilegierte Wohnlage.

Die vier Häuser verdeutlichen die unverkennbare Bauweise des ausgehenden 19. Jahrhunderts: symmetrische Fassaden, Terrassen mit Granitplatten und Eisengeländer, über der Haustür eine Lünette mit Datum und den Initialen des Eigentümers. Den grössten Eindruck macht dabei die gegen Süden gerichtete Fassade mit ihren Gegensätzen zwischen der Einfachheit des Baustils und der Raffinesse im Detail und in der Wirkung.

Eine Mauerkonstruktion gegen das Tal hin ermöglichte das Anlegen eines kleinen Gartens für jedes Haus, der durch einen mit Reben gedeckten Durchgang erreichbar ist.

2. La Gésgia (Die Pfarrkirche)
Die dem Heiligen Georg geweihte Kirche von Brontallo findet ihren Ursprung im fernen 1496 als Gotteshaus und wurde 1516 zusammen mit dem Friedhof und 1526 nochmals geweiht. Doch erst im Laufe des 17. Jahrhunderts, und zwar im Jahr 1653, wie man auf dem Tragbalken beim Haupteingang lesen kann, erhielt sie ihre jetzige Form mit einer Erweiterung nach Westen. Besonders bemerkenswert ist ihre Hauptfassade mit einer Freske des Heiligen Christophorus.

Auch der Innenraum dieser kleinen Kirche erweckt Interesse dank ihrer schönen Holzkassettendecke, die kürzlich renoviert wurde (im Frühjahr 2011; die letzten Restaurierungen der Kirche erfolgten in den Jahren 1999-2000). Auf der linken Seite kann die “Cappella del Santo Rosario” bewundert werden, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eröffnet wurde und reich mit Stuck verziert ist. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde 1722 eine zweite, dem “Santa Croce” gewidmete Kapelle erbaut. Sie beherbergt eine Kreuzreliquie, die von einem Auswanderer in Rom erworben und später der Gemeinde geschenkt wurde.

Neben der Kirche befindet sich das Beinhaus, einer der ältesten Bauten des Maggiatals, wo wertvolle Renaissancefresken aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu sehen sind. Aufgrund seiner historischen und kulturellen Bedeutung ist dieses Gebäude im Verzeichnis der geschützten Denkmäler des Kantons Tessin eingetragen.

3. El Furn (Der Backofen)

Mitten im Dorf befindet sich dieser kleine Bau, er gehört der Gemeinde und beherbergt den alten Backofen, der den grössten Teil des Innenraums ausfüllt. Über einen kleinen Querpfad erreicht man den Eingang zum Ofen, wo die Ofenöffnung und zwei seitliche Belüftungen sichtbar sind. Weil es keinen richtigen Rauchabzug gibt, verteilt sich der austretende Rauch im Eingang und unter den Dachziegeln, was auch die geschwärzten Innenwände bezeugen. Im unteren Teil des Gebäudes kann man eine gebogene Öffnung sehen, wo in der Vergangenheit ein kleiner Bach verlief, der den Durchgang erschwerte. Heute ist der Zugang gepflastert und einfacher zu begehen. 

Bis 1946-1947 wurde der Ofen regelmässig benutzt um Roggenbrot, “fiascia” (Fladenbrot aus Kastanienmehl) und auch Torten (in Pfannen) zu backen. Seit seiner Restaurierung in der Mitte der Neunzigerjahre wird der Ofen mindestens noch einmal pro Jahr angeheizt, um das Brot für das Dorffest zu backen, 

4. El Törc (Die Weinpresse)

Diese imposante Konstruktion, im Besitz der Stiftung Monti e Paesaggio, ist bis heute noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Sie gilt als Beweis dafür, dass der Weinbau früher in Brontallo stark verbreitet war, denn obwohl das Dorf auf 700 m ü.M. liegt und schon einen stark alpinen Charakter aufweist, kann es von einer sehr sonnigen Lage profitieren. Die Weinpresse war noch bis Mitte der Sechzigerjahre in Betrieb und wurde das letzte Mal von Attilio Demartini betätigt. 

Die Presse aus dem Piemont befindet sich in einem langen, engen Gebäude mit einem Steindach. Damit der Innenraum gut belüftet wird, wurde die vordere Fassade mittels einer Holzgitterwand geschlossen. Der Balken, der den Hebel der Presse bildet, ist 6 m lang und füllt die ganze Innenlänge aus. Beim Gebäudeeingang sieht man die grosse Holzschraube, die mit einem Gegengewicht (dòna) ausgestattet und auf der das Jahr 1793 (wahrscheinlich das Baujahr) eingraviert ist. Ungefähr in der Mitte des Hebels befindet sich die Wanne aus Holz, wo die Trauben gepresst wurden. 

5. C’a du Magnan (Das älteste Haus) 

Man geht davon aus, dass es sich hier um das älteste Haus von Brontallo handelt, weil auf der Fassade das Jahr 1578 zu lesen ist. Sein Name stammt wahrscheinlich vom Übernamen des damaligen Besitzers. 

Im Innern des Hauses, im Erdgeschoss auf der linken Seite, befindet sich eine Art Keller/Holzlager, während auf der rechten Seite ein vom Rauch geschwärzter Raum liegt, der wahrscheinlich als Küche diente und bewohnbar gewesen ist. Da dieser Raum über keinen Rauchabzug verfügte, konnte der Rauch nur durch die Tür oder das kleine Fenster entweichen.

Der erste Stock beherbergte, so vermutet man, die Schlafzimmer und ist aussen durch eine grosse Loggia erkennbar, wo früher Kastanien, Roggen und Hanf getrocknet wurden. 

Man nimmt an, dass der oberste Stock als Mansarde benutzt wurde, wo zu jener Zeit oft die landwirtschaftlichen Geräte (Harken, Sensen, Gabeln usw.) aufbewahrt wurden. 

Da es sich um ein sehr altes und seit langer Zeit nicht mehr bewohntes Gebäude handelt, sind leider keine Dokumente oder Zeugen mehr vorhanden, die seine wirkliche Verwendung belegen könnten. 

6. La Gesgína (Der Dorfplatz) 

Dieses kleine Gebäude, das an eine Kapelle erinnert, wurde am Rande eines nicht mehr als 30 m2grossen Platzes erbaut. Es befindet sich mitten im alten Dorfkern, wo heute noch typische Häuser aus dem 17. Jahrhundert mit Holzbalkonen und offenen Giebeln zu sehen sind. 

Der Name lässt vermuten, dass die erste Kirche von Brontallo genau hier gestanden hat. Anfangs des 20. Jahrhunderts wiesen die Innenwände noch Spuren von einem Farbanstrich auf, der sich mit der Zeit dunkel verfärbt hatte, und die älteren Einwohner können sich an einen kleinen Steinaltar erinnern. Deshalb erscheint auch die Meinung, dass es an diesem Ort ein Oratorium gab, bevor die Pfarrkirche im Jahre 1653 erbaut wurde, sehr glaubwürdig. 

Im Innern des mit einem Steindach gedeckten Baus befinden sich ein solider, runder Steintisch und ein paar Bänke, auf denen höchstens zehn Personen Platz finden können. Noch bis vor kurzem wurde dieser Ort von der jungen Dorfbevölkerung benutzt, um sich zu einem gemütlichen Zusammensein zu treffen.

7. El Caslètt (Die Ställe) 

Die Ortsplanung entstand aus einer sorgfältigen Analyse und einem grossen Respekt der Landschaft und hatte einen grundlegenden Einfluss auf die Anordnung der Häuser und Ställe von Brontallo. 

Die alten Häuser befinden sich alle rund um die “Gesgína” (ehemaliger Dorfplatz), die sicherste Stelle im Ort. Die Ställe hingegen wurden am Hang Richtung Bach erbaut, wo in der Vergangenheit öfters Steine und Lawinen niedergingen, die letzte im Jahre 1952 blockierte sogar die Kantonsstrasse ins Lavizzaratal. 

Auch wenn zwischen dem Bau der einzelnen Ställe etliche Jahre vergingen, zeigen alle die gleiche Bauweise auf: eine symmetrische Hauptfassade mit dem Erdgeschoss ganz aus Stein und einer talwärts gerichteten Tür, der Heuboden in schöner Harmonie erbaut aus Trockenmauern und Lärchen- oder Kastanienbalken.

So konnte das während des Sommers eingebrachte Viehfutter dort gut gelüftet gelagert werden. 

Der alte Ortsteil von Brontallo wurde dank seiner Schönheit und seiner Besonderheit ins Inventar der schützenwerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) eingetragen und die Dächer müssen auch weiterhin mit Steinplatten gedeckt werden, damit der typische Charakter erhalten bleibt. 

8. I Mund (Der Weinberg)

Brontallo liegt zwar über 700 m ü.M., doch dank der sonnigen Hanglage gedeihen die Reben sehr gut. Von Vorteil ist auch die dahinter liegende Felswand, welche die während des Tages gesammelte Wärme bis in die späte Nacht abgibt und so allfällige Temperaturschwankungen ausgleicht.

In der Vergangenheit wurden Reben auch an den Dächern der Ställe und Häuser hochgezogen, um die im Stein gespeicherte Wärme zu nutzen. Das Land konnte so für die Land- und Heuwirtschaft genutzt werden.

Der jetzige Rebberg wurde 2003-2005 im Rahmen des regionalen Pilotprojektes für die Erhaltung der Landschaft und die regionale Entwicklung erneuert und grösstenteils wiederhergestellt. Dabei wurden auch die Trockenmauern instand gesetzt und die Landflächen gesäubert, die nach einem Steinschlag in den Achtzigerjahren sich selbst überlassen worden waren. Zudem wurden 700 neue Rebstöcke der Traubensorten “Americana” und “Cabernet Jura” gepflanzt.

Aus diesen Trauben wird nun in der unter dem Info-point gelegenen Weinkellerei der bekannte Wein “Sasc dala Cadéna” hergestellt.

9. I Gra (Die Gra) 

Diese kleinen Bauten dienen zum Trocknen der Kastanien; aus Sicherheitsgründen wurden sie ausserhalb des Dorfes errichtet. Im unteren Teil der Konstruktion wurde für etwa 20 Tage ein Feuer angezündet, um die Kastanien in der Hitze zu trocknen. Die Kastanien selbst wurden im oberen Teil auf ein Holzgitter gelegt und während der gesamten Zeitspanne täglich bewegt. Man kann sich also gut vorstellen, weshalb die Brandgefahr so hoch war. 

Die Füllung der „Gra“ erfolgte während der Monate Oktober und November, nach der Ernte der Kastanien in den vielen Kastanienwäldern. Einmal getrocknet, wurden die Kastanien geschlagen, um sie aus ihrer Schale zu lösen, danach konnten sie an einem trockenen Ort lange aufbewahrt werden. 

Nach der fast völligen Aufgabe der Landwirtschaft befanden sich diese Gebäude in einem so schlechten Zustand, dass sie teilweise in Trümmern lagen. Im Rahmen des Pilotprojektes für die Erhaltung der Landschaft und die regionale Entwicklung wurden diese beiden „Gra“ 2004 originalgetreu wiederaufgebaut und nahmen ihre alte Funktion von neuem auf. Im Gebiet von Brontallo wurden insgesamt etwa zehn „Grà“

gezählt, von denen einige eingestürzt sind, während andere einem neuen Zweck zugeführt wurden. 

10. I Crèst (Die Kastanienwälder) 

Die Kastanienwälder spielten in der bäuerlichen Tradition – besonders in der Vergangenheit – immer eine wichtige Rolle. 

Nach der Kastanienernte wurden die Kastanienwälder geharkt, um das dürre Laub aufzulesen, das dann in den Wintermonaten als Streu für das Vieh diente. Die Leute sammelten auch die trockenen Zweige, die von den Kastanienbäumen herunter gefallen waren, um damit Feuer anzuzünden. 

Die „Gra“ (Kastanientrocknungshäuser) wurden mit den eingesammelten Kastanien gefüllt, wo sie für etwa drei Wochen zum Trocknen blieben. Nach Ablauf dieser Zeit wurden die von Hitze und Rauch getrockneten Früchte in Stoffsäcke gefüllt und auf grosse Baumstümpfe geschlagen, um die Schale von den Kastanien zu lösen. Die geschälten Kastanien wurden aussortiert: die beschädigten wurden als Ergänzung zum Tierfutter verwendet, während die anderen entweder in der Mühle gemahlen oder im Winter gekocht gegessen wurden. Aus dem in der Mühle gemahlenen Kastanienmehl wurden im alten Backofen auch kleine Brotlaibe, die so genannte „fiascia“ gebacken. 

11. El Mulígn (Die Mühle) 

Nachdem die meisten landwirtschaftlichen Aktivitäten aufgegeben worden waren, wurde diese Zone von einer sehr dichten und fast undurchdringlichen Vegetation überwuchert. Das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb nur wenige Einwohner von der Existenz der Ruine der Mühle wussten. 

Im Rahmen des Pilotprojekts für die Erhaltung der Landschaft und die regionale Entwicklung wurde dieses Gebiet zwischen 2006 und 2008 gerodet und die Mühle wiederaufgebaut und in Betrieb genommen. 

In Anbetracht der unter den Überresten gefundenen, fast unbenutzt wirkenden Mühlsteine, die nicht die typischen Rotationsspuren des Mahlvorgangs aufweisen, geht man davon aus, dass die Mühle damals – wahrscheinlich wegen Wassermangels – grosse Probleme mit dem Betrieb hatte. Aus diesem Grund wurde bei den Wiederaufbauarbeiten ein Wasserauffangbecken errichtet. Es befindet sich einige Meter oberhalb der Mühle, um einen konstanten Wasserfluss zu garantieren, der dann die Schaufeln des hydraulischen Wasserrades antreibt. 

Auch heute noch werden die in den Kastanienwäldern gesammelten Kastanien zur Trocknung in die „Gra“ gebracht, und nachdem sie von der Schale getrennt und aussortiert wurden, kommen sie zum Mahlen in die Mühle.

12. El Pózz (Das Waschhaus) 

Beim Dorfeingang stösst man auf die Zone „Pózz“. Dieser Name kommt wahrscheinlich daher, dass hier für die Erstellung des ersten Brunnens gegraben wurde, um das Quellwasser zu sammeln, das auch heute noch reichlich sprudelt und eine beständige Temperatur aufweist. Damals diente dieses Wasser den Menschen nicht nur für den persönlichen Gebrauch, sondern auch um die Tiere zu tränken. 

Erst später kümmerte man sich darum, diesen Ort besser zu organisieren. Man stattete ihn mit einem kleinen Steinkanal aus, der das Wasser beim Austreten auffing, brachte einen Trog mit Brunnenfunktion an und schuf ein Waschhaus, das gleichzeitig zehn bis fünfzehn Waschfrauen Platz bot. Auch heute noch präsentiert sich dieser Bau mit drei offenen Seiten und einem von Stützpfeilern getragenen Dach. Auf einem der Pfeiler ist eine Specksteinplatte mit der Aufschrift „ B F 1891 B“ zu sehen, die das Erbauungsdatum und die Initialen des Wohltäters nennt, der das Bauwerk dem Dorf geschenkt hat. 

Bis zum Jahre 1955 wusch man kniend und erst nach dem Bau der Fahrstrasse veränderte man die Bodenhöhe auf einer Seite so, dass stehend gearbeitet werden konnte. 

Das Waschhaus wurde noch bis in die Sechzigerjahre auch im Winter regelmässig genutzt.

SCHATZSUCHE (DER KINDER VON BRONTALLO)

Eingetaucht in eine Fantasiewelt und in einige der Geschichten, die schon die Kinder von Brontallo verzaubert haben, können die kleinen Besucher von heute die magische Beziehung zwischen den Menschen und den Tieren dieses Dorfes wiederentdecken, in dem die Zeit still zu stehen scheint…

Lange Zeit war es so gewesen, dass die Kinder von Brontallo jeweils im Sommer – nachdem sie während den Wintermonaten die Schulbank gedrückt hatten – auf die Alp stiegen, um die Tiere zu hüten. Dort oben verbrachten sie die langen Sommertage zusammen mit den Tieren inmitten der Natur. An den Festtagen trafen sich dann alle Einwohner wieder im Dorf und die Kinder erlebten echte Momente der Zauberei…

Bevor ihr mit der Suche beginnt, vergesst nicht, die Karte für die Schatzsuche beim Info-Point oder in der Nuova Osteria Brontallo abzuholen! Die Suche führt den kulturellen Weg für die Erwachsenen entlang und dauert etwas über eine Stunde.

Wanderkarte

1. Januar: I Palèzz (Le case degli emigranti)
2. Februar: La Gésgia (La chiesa parrocchiale)
3. März: El Furn (Il forno)
4. April: El Törc (Il torchio)
5. Mai: C’a du Magnan (La casa antica)
6. Juni: La Gesgína (La piazzetta)

7. Juli: El Caslètt (Le stalle)
8. August: I Mund (Il vigneto)
9. September: I Gra (Le gra)
10. Oktober: I Crèst (La selva castanile)
11. November: El Mulígn (Il mulino)
12. Dezember: El Pózz (Il lavatoio)