Project Description
Im Dorfkern von Brontallo befindet sich ein altes Haus mit dem Namen „Ca‘ di Giörgia“, das schon seit 1934 nicht mehr bewohnt ist und dringend renoviert werden muss, um es als historisches Gebäude zu bewahren.
Das Haus befindet sich oberhalb der Strasse, die den Dorfkern durchquert, kurz bevor diese in den Kirchplatz mündet.
Es unterscheidet sich von den anderen Häusern durch seine Höhe sowie die hellblaue Farbe und die beiden Balkone auf der Südseite.
Die architektonischen Merkmale des Hauses sind erstaunlich – sowohl im Hinblick auf die Grösse als auch auf die baulichen Details.
Das schlanke, turmähnliche Gebäude besitzt ein Kellergeschoss, auf das vier Stockwerke und ein nach vorne offenes Dachgeschoss aufgesetzt wurden.
Einige der traditionellen Bautechniken sind gut erhalten und es scheint, als ob die Zeit hier im 19. Jahrhundert stehengeblieben wäre.
So lassen sich beispielsweise im Kellergewölbe eingefasste Steine erkennen, die als Halterung für die Holzregale dienten, auf denen Käse und andere Lebensmittel gelagert wurden. Weiterhin findet man Balkendecken mit Steinplatten, Stein- oder Holzfussböden, Zwischenwände mit Fachwerktechnik sowie Stein- und Holztreppen.
Im zweiten Stock steht ein grosser Kamin, in dessen Holzeinfassung zwei Schubladen eingearbeitet sind. Im gegenüberliegenden Raum befindet sich ein Specksteinofen, an den eine Holzbank angebaut ist. Die Ofenverkleidung sieht aus wie fast neu und auf der Vorderseite befinden sich zwei reich verzierte Platten mit der Jahreszahl «1856» und den Initialen «GG» (Giorgio Giacomini 1751–1807). Auch religiöse und Mariensymbole, das Zeichen der heiligen Ehe und der Gordische Knoten sind zu erkennen.
Im Haus selbst gibt es keinerlei Wasserleitung und auch keine Waschbecken. Das zum Kochen und für die Körperhygiene benötigte Wasser holte man mit Eimern aus dem nur wenige Meter entfernten Wasserlauf, der das Dorf durchquerte.
Die immer noch gut erhaltene Toilette wurde nachträglich an die Aussenwand angebaut. Eine kleine Öffnung ging direkt auf die Strasse und ermöglichte einmal im Jahr das Entleeren des Auffangbehälters, dessen Inhalt als Dünger verwendet wurde.
Es handelt sich um ein wichtiges Zeugnis der damals üblichen und heute kaum noch vorstellbaren hygienischen Praktiken.
Erst in den 1930er Jahren wurde Brontallo ans Stromnetz angeschlossen und die vorhandenen Leitungen stammen noch aus dieser Zeit. Sie sollen in ihrem Originalzustand erhalten bleiben, um die frühere Elektrifizierung des Dorfes zu veranschaulichen.
Auf Grund der Gebäudetypologie, der Raumanordnung und der nahezu original erhaltenen Inneneinrichtung ist lediglich eine erhaltende Restaurierung des Gebäudes geplant, um es zu stabilisieren und die Innenräume so zu bewahren, wie sie zu Zeiten des letzten Bewohners bestanden.
Dabei geht es nicht nur um den Erhalt eines historischen Bauwerks, sondern um die konkrete und sichtbare Wiederherstellung der Lebenswelt der vergangenen Jahrhunderte.
Bei der Renovation des „Ca‘ di Giörgia“ wurden das Steindach neu gedeckt, die Fenster und Türen repariert (möglichst original getreu), die zwei Terrassen wieder hergestellt, ein Verputz angebracht und verschiedene Holzarbeiten ausgeführt.